Mit rund 455 Millionen Muttersprachlern ist Spanisch eine der meist gesprochenen Sprachen der Welt. Obwohl sich der Sprachgebrauch in den zahleichen spanischsprachigen Ländern erstaunlich homogen entwickelt, gibt es eine Vielzahl an sprachlichen Unterschieden, die es selbst für Muttersprachler unter Umständen unmöglich macht, einen anderen Spanischsprecher zu verstehen. Die größten sprachlichen Abweichungen finden sich zwischen dem spanischen Castellano und dem Spanisch aus Lateinamerika.
Diese unterschiedliche Entwicklung ist mit Sicherheit der geographischen Lage zuzuschreiben: genauer gesagt der großen Entfernung zwischen Spanien und Lateinamerika, aber auch der Nähe zwischen Lateinamerika und Nordamerika, die sich in vielen sprachlichen Eigenheiten der Latinos zeigt. Einer der auffälligsten Unterschiede zwischen Spanien und Lateinamerika ist die Aussprache: Da wäre zum Beispiel die stark lispelnd wirkende Aussprache des „z“, die in Sekundenschnelle jeden Spanier, der sich nach Lateinamerika verirrt hat, als solchen outet. Das auffälligste Merkmal der Latinos ist die abgeschaffte Form der 2. Person Plural. Statt „vosotros“ verwenden Lateinamerikaner stets die Form„ustedes“ und vereinfachen sich somit – wer hätte es anders erwartet – das Leben. Schließlich wird sie lediglich mit der 3.Person Plural gebildet. So sparen sich auch diejenigen, die Spanisch in einem lateinamerikanischen Land lernen, das Lernen einer kompletten Verbform mit all ihren unangenehmen Unregelmäßigkeiten.
Neben gravierenden Unterschieden in Aussprache und Grammatik, ist es aber vor allem der Wortschatz, mit seinen verschieden Ausdrücken und Redewendungen, der zu Missverständnissen zwischen Spaniern und Latinamerikanern führen kann. So heißt es zum Beispiel in Spanien „me enfado“ und in Lateinamerika „me enojo“ (sich ärgern). „Coger el autobus“ vs „tomar el camion“ (den Bus nehmen), ,„maletero“ vs ”cajuela“ (Kofferraum) und viele weitere Beispiele veranschaulichen die zahlreichen Quellen für Verständigungsprobleme. Eine weitere Besonderheit vor allem in Zentralamerika, sind die starken Anglizismen, die hier verwendet werden. Aussagen wie „Oye brother, que hacemos en la night?” klingen verwunderlich, vor allem in Anbetracht der sonst eher weniger ausgeprägten Englischkenntnisse in Lateinamerika, prägen aber deutlich die Alltagssprache der lateinamerikanischen Jugend.
Wir sehen also, Spanisch ist nicht gleich Spanisch. Wenn Ihr Spanisch lernen wollt, solltet Ihr Euch genau überlegen, welche der zahlreichen Spanischformen Euch besonders interessiert. Die meisten Spanischlerner haben sowieso schon eine Vorliebe, entweder für das Spanisch Lateinamerikas oder für die spanische Hochform, das Castellano. Bei einer Sprachreise nach Spanien kann man sich schnell an das „ursprüngliche Spanisch“ gewöhnen und vielleicht unerwartete Sympathie dafür entwickeln. Eine Sprachreise Barcelona zum Beispiel, ist auch eine tolle Möglichkeit während des Urlaubes nicht nur den ganzen Tag am Strand zu liegen, sondern auch noch etwas zu lernen. So nimmt man nicht nur Souvenirs aus dem Souvenirladen mit, sondern auch noch neu erlernte Spanischkenntnisse!