Symposium über lateinamerikanische Literatur, Frankfurt

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    el_viajero
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    Ich möchte hier über ein Symposium über lateinamerikanische Literatur am Freitag und Samstag, 24. und 25. Januar 2014, in Frankfurt am Main berichten. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Litprom (http://www.litprom.de) einem Verein zur Förderung der Afrikanischen, Asiatischen und Lateinamerikanischen Literatur mit Sitz in Frankfurt am Main. Informationen zu der Veranstaltung findet Ihr im Internet hier: http://www.litprom.de/termine/literaturtage-2014-mittelamerika.html. Ich empfand sowohl die Vorträge als auch die Diskussionen hoch interessant und spannend! Die lateinamerikanischen Staaten bringen eine Vielzahl von hervorragenden Literaten hervor, dementsprechend hochgradig besetzt waren die Literaturvertreter. Es wurde konsekutiv übersetzt, bei dieser Gelegenheit ein Dank an die beiden hervorragenden Übersetzer. Leider kann ich kein fliessendes Spanisch, trotzdem habe ich einiges mitgenommen, eine groben (mehr war in der Kürze der Zeit nicht möglich) Überblick über die aktuelle lateinamerikanische Literatur, Lesungen, Gedichte, Diskussionen und etwas Musik.

    Es wechselten Podiumsdiskussionen mit Workshops ab. Weil immer zwei Workshops parallel liefen, konnte ich nicht an allen teilnehmen. Ich habe mich am Samstag morgen das Werkstattgespräch „Grenzgänge zwischen Tradition und Moderne – Ambivalenzen zwischen archaischen Strukturen und globalisierten Gesellschaften“ und am Nachmittag für „Wahrheitsfindung und Versöhnung“ entschieden.
    Am ersten Werkstattgespräch haben Alan Mills aus Guatemala (promoviert zur Zeit in Potsdam) und Paco Ignacio Taibo II aus Mexiko mit Moderation von Corinna Santa Cruz teilgenommen. Von Alan Mills haben wir später noch Gedichte gehört – beeindruckend, wie er mit Worten spielt und den Leser anspricht. Fasziniert hat mich sein Gedicht „der Indio“, das endet mit „der Indio – das bin ich“ (ich hoffe ich habe das richtig in Erinnerung) Ich muß hier das Gedicht nochmal genau studieren. Ganz anders dagegen Paco Ignacio Taibo II, der vor allem durch einen ansteckenden Humor und Wortwitz auffiel.

    Am 2. Werkstattgespräch haben Jacinta Escudos aus Guatemala, Sergio Ramírez aus Nicaragua und Raul Zelik (Deutschland) unter der Moderation von Ruthard Stücklein teilgenommen. Die Autoren beginnen jetzt, die Diktaturen und Revolutionen des letzten Jahrhunderts aufzuarbeiten. Hier in Deutschland bekommen wir von Lateinamerika leider zu wenig mit, aber die Unterschiede in Lateinamerika zwischen den Ländern sind größer als gemeinhin gedacht. Dies habe ich auch aus anderer Quelle erfahren. Der Tenor auf erzählerischer Ebene war das Streben nach Versöhnung, um zur Ruhe zu kommen. Die Aufarbeitung soll (allein?) auf juristischer Ebene geführt werden, dies geschieht aber offensichtlich noch zu wenig. Daher scheitert aber oft noch die gesellschaftliche Versöhnung.
    Ein guter Redner und beeindruckende Persönlichkeit war Sergio Ramírez, unter Daniel Ortega in Nicaragua Vize-President. Wenn man die sandinistische Revolution kurz zusammenfassen sollte müßte man sagen gut gewollt ist nicht gut gemacht. Immerhin hat S. Ramírez offensichtlich dazu gelernt.

    Etwas chaotisch war die Abschlußdiskussion: leider gelang es dem Moderator nicht, auf die Autoren einzugehen, und er löcherte Valeria Luiselli, eine 30jährige mexikanische Autorin, die in New York lebt und veröffentlicht, sowie Fernando Contreras Castro, einen costaricanischen Uni-Dozenten und Autor mit den Ikonen der Frankfurter Schule! Ich frage mich, wann die Frankfurter eigentlich endlich verstehen, daß sich nicht die gesamte Weltliteratur um Adorno dreht? Dem deutschen freien Schriftsteller und Journalist Raul Zelik, der auch für die FAZ arbeitet, hat er drei Fragen gestellt. Der hat jedes mal die Augen verdreht, als wolle er sagen „Ihre Frage ist ja schön intellektuell, aber was hat das mit Lateinamerika zu tun?“ Hat dann aber höflich etwas zur lateinamerikanischen Literatur geantwortet. „Ich weiß nicht, ob das Ihre Frage beantwortet, aber mir fällt auf …“ Nunja, irgendwann hatte der Moderator (R. Stäblein) es dann auch begriffen und sich entschuldigt. Leider ist auch sein Versuch der Rettung, über die Frankfurter Schule und Benjamin auf die Kunst des Übersetzens umzuschwenken mit einem genervten Stöhnen vom Publikum quittiert worden. Dafür hat die Mexikanerin Luiselli Szenenapplaus bekommen, als sie mit einem gekonnten Bogen von der Übersetzungstheorie Benjamins auf die Literatur Lateinamerikas zurückgeführt hat. So unterhaltsam kann Literatur sein!

    Der Abend fand ein gelungenes und entspanntes Ende mit Lyriken von Jacinta Escudos, Alan Mills und Carmen Boullosa, musikalisch untermalt von dem Duo Grupo Sal Duo.

    Abschliessend ist zu sagen, daß alle Autoren in mir die „Lust auf mehr“ geweckt haben!

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