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- Dieses Thema hat 5 Antworten sowie 4 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 10 Jahren, 7 Monaten von Apfelsine aktualisiert.
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ApfelsineTeilnehmer
Hier sind ja einige junge Menschen vertreten, vielleicht können diese einmal sagen, warum Spanisch für sie attraktiver ist als Französisch.
Ich erteile ja nun schon seit einigen Jahren Nachhilfe, früher war Französisch sehr beliebt, helle Aufregung herrschte wenn in der Stadt der Bus mit den französischen Austauschschülern ankam, heute höre ich fast nur Negatives.
In den weiterführenden Schulen, Wirtschaftsgymnasium etc müssen die Schüler bei uns eine zweite Fremdsprache dazu nehmen und fast alle entscheiden sich für Spanisch, mit der Begründung Spanisch sei leichter.
Der Grad der Beliebtheit von Englisch ist dagegen gleich geblieben.Ich spreche natürlich nur von den Schulen an meinem Wohnort und von BaWü.
Für mich ist Spanisch, besonders die spanische Grammatik, relativ leicht da ich Latein und Französisch beherrsche aber ohne diese Vorkenntnisse fände ich Spanisch sicher nicht leichter, ich meine die unregelmäßigen Verben seien in bezug auf die Orthographie tückischer, der Unterschied von ser und estar nicht ganz einfach und ich meine der Unterschied im Französischen zwischen imparfait und passé composé sei klarer als der Unterschied zwischen indefinido und imperfecto.
Ich habe kaum Probleme mit dem Konjunktiv aber immer noch mit indefinido und imperfecto.
Was meinen die anderen dazu?BotschaftTeilnehmerHallo Apfelsine
Ich kann natürlich nur mutmaßen und lediglich eine persönliche Erfahrung anheften – also rein subjektive Beobachtungen.
Mit dem Französischen ist es in deinem Bundesland natürlich fast schon Voraussetzung. Die geografische Position erwartet doch regelrecht im Sinne des „Grenzgeplauders“ eine Orientierung hin zur französischen Sprache.
Dass Englisch hingegen noch immer zu den Favoriten zählt ist einfach eine Anstrengungs-Nutzen-Abwägung. Überall auf der Welt (und gerade im Computerzeitalter) entwickelt sich die englische Sprache doch ganz schleichend zur Weltsprache.Warum ein Wandel in dieser Sicht eintritt, dazu möchte ich jetzt kommen.
Zum Einen hatte es früher einfach einen gewissen „Flair“, wenn französische Austauschschüler mit dem Bus ankamen. Frankreich hatte immer einen gewissen Glanz von Sehnsüchten zu nie erreichten Liebesbekundungen. In meiner Kindheit war Frankreich wie ein Liebesroman, mit Versprechungen, die es in der Wirklichkeit eben nicht gibt. Es lag immer ein Hauch von Träumereien darin.
Aber Frankreich ist eben doch nur Frankreich. Und die Menschen leben dort genauso wie hier und auch woanders. Der Glanz ist gar kein Glanz, sondern lediglich eine Metapher. Und diese Metapher hat sich wahrscheinlich aufgelöst, ihren Glanz verloren und hat sich der Wirklichkeit ergeben.
Außerdem besaß Französisch den Charakter von Bildung und Raffinesse, während das Spanische eher für arbeitsfaule Menschen Zeugnis stand. Doch haben wir gelernt das Mentalität kein vergleichbares Maß für den Wert und die Nation eines Menschen hat, sondern sich an einen Lebensstatus misst, der sich nicht mit den eigenen Vorstellungen messen lässt. (Aber das würde jetzt philosophisch werden). Fleißige und faule Menschen gibt es überall. In Frankreich, in Spanien und auch in Deutschland. Diese Kriterien lassen sich nicht auf ein gesamtes Volk übertragen. Und ich bin froh, dass diese Aufklärung soweit auch in der Allgemeinheit angekommen ist.Später habe ich dann noch einen ganz persönlichen Dämpfer erhalten. Ich hatte mich zu einem Urlaub in der Provence entschieden. Es war ein lang gehegter Wunsch und lange von mir vorbereitet. Wir waren mit dem Auto dort und mieteten uns in einer Ferienwohnung ein. Leider war der Vermieter der einzige Mensch, mit dem wir uns sprachlich verständigen konnten. Im gesamten Urlaub hatten wir nur eine junge Angestellte in einem Restaurant gefunden, die wenigsten den Versuch einer Hilfestellung unternommen hatte.
Ich verlange nicht, dass jemand Deutsch mit uns spricht. Aber wenigstens der Versuch eine halbwegs stotternde Kommunikation durch das Englische sehe ich als angemessen. Aber niemand versuchte sich auch nur darin. Im Supermarkt mussten wir suchen, weil uns niemand verstehen wollte. Wir trauten uns schon gar nicht mehr nach dem Weg zu fragen. Wir saßen im Restaurant mit dem Übersetzer vor französischen Karten. Ich wiederhole: Niemand hat sich die Mühe gemacht, uns zu verstehen. Immer hörten wir nur, dass man französisch spreche.Jetzt kannst du sagen, wenn man ein Land besucht, dann muss man natürlich die Höflichkeit besitzen, sich der Sprache anzupassen. Dem widerspreche ich aber, weil ich ansonsten mittlerweile mindestens fünf Sprachen beherrschen müsste. In Frankreich wird an allen Schulen Englisch gelehrt. Sollte ich tatsächlich nur Menschen begegnet sein, die kein Englisch können?
Ich bin weltoffen. Ich war in noch keinem Land, in dem ich durch ein abwehrendes Verhalten negativ aufgefallen wäre. Ich bin Europäer – und das strahle ich auch aus. Das lebe ich! Warum mich damals niemand verstehen wollte, kann ich nicht sagen. Aber ich weiß, dass Frankreich für mich damals seinen Glanz verloren hat.Abschließend möchte ich noch auf die Grammatik eingehen. Wer eine Sprache lernt, macht sich wahrscheinlich keine sonderlichen Gedanken über die „Schwere“ einer Sprache. Der Lernenden bemerkt den Unterschied sowieso nicht, wenn er nicht gerade Vergleiche dazu heranziehen kann.
Ich denke, die Entscheidung, sich für eine Sprache zu entscheiden, hat neben dem Anstrengungs-Nutzen-Kriterium vor allem zwei Gründe:
1. Die Sympathie zu der Sprache (und eigentlich dem Land). Liebe gibt es überall. Man muss nicht nach Frankreich, um sich in Gefühlswallungen und unausgelebten Gelüsten zu frönen. Es braucht andere Faktoren. Für mich ist es die Sonne. Das scheinbar unbeschwertere Leben. Und die große Auswahl an Ländereien in meinem ganz persönlichem Interessengebiet.
2. Die wahrscheinlich viel größere Voraussetzung ist ein Lauffeuer. Man fragt sich gegenseitig: He, was lernst du. Und wenn der Flügelschlag des Schmetterlings gerade im richtigen Augenblick ausgeschlagen hatte, so hält sich dieser Hauch von ganz alleine in Bewegung.Es sei nochmals erwähnt, das dies ganz und gar subjektive Eindrücke zu deiner Frage sind. Und auch gehöre ich nicht in die Gruppe der von dir befragten Personen. Da ich mich jedoch unabhängig von irgendeiner Schulverpflichtung für das Spanische entschieden habe (zuerst war es Italienisch), dachte ich, dass ich meine Meinung dazu trotzdem kundgeben darf.
Es grüßt aus dem Land meiner Lieblingssprache
Botschaft
Sud92TeilnehmerIch studiere Französisch und Spanisch auf Lehramt und kann daher nicht sagen, wieso man das eine oder andere lieber mag, da ich dort keinerlei Präferenzen habe.
Aber zur Grammatik möchte ich , als Linguist, meine Erfahrung/Meinung dazu abgeben:
Spanisch und Französisch haben im Prinzip eine vollkommen identische Grammatik, die sich wirklich nur in Feinheiten unterscheidet. So wird im Französischen das passé simple nicht mehr in der mdl. Kommunikation verwendet, im Spanischen dagegen das indefinido schon.
Was das Spanische aber, meiner Meinung nach, wesentlich schwerer macht ist der Bereich von (Verbal-)Periphrasen. Im Spanischen gibt es ja, wie bekannt, unzählige davon, die alle verwendet werden. Im Französischen dagegen gibt es kaum periphrastische Wendungen, die wirklich verwendet werden. Spontan fällt mir das periphrastische Futur mit aller + Infinitiv ein.
Da dieser Umstand aber erst später zu tragen kommt, (ich würde die periphrastischen Wendungen etwa ab Niveau B2, natürlich mit einigen Ausnahmen, einordnen) wirkt Spanisch erstmal wesentlich cooler und ggf. sogar leichter, obwohl dies nicht der Fall ist.baufredTeilnehmer… wie einige andere hier im Forum, zähle ich nicht zu den „jungen Menschen“ – wohl aber zu den „Junggebliebenen“ …
… andererseits, liegt die in den Nachkriegsjahrzehnten geprägte Favoritenrolle des Französischen in der Schule als Fremdsprache neben Englisch in der politischen (Aus-)Richtung – hier spez. durch Adenauer geprägt … und natürlich auch die Nähe als Nachbarland.
Spanisch geriet erst später in der Nach-Franco-Ära als Urlaubsland in seine langsam ansteigende Rolle als 2. Fremdsprache in der Schulbildung – Französisch versinkt dagegen langsam aber sicher in der Bedeutungslosigkeit. Besonders in unserem lokalen Bereich ist seit Mitte der 80er-Jahre Spanisch durch die Globalisierung unseres lokalen „Globalplayers“ und natürlich als beliebtes Urlaubsland mit immer noch steigender Tendenz in den Fokus der Schulbildung geraten und wird, nach wie vor, weiter ausgebaut.
Spanisch ist hier als Sprache für die berufliche Entwicklung deswegen mittlerweile als bestes „Werkzeug“ favorisiert … war in meinem Fall genauso … 😉
… und, obwohl bei mir nur Englisch in der Schulbildung Fremdsprache war, hatte ich damals mit Mitte 30 keine Probleme mit dem Erlernen – lag aber auch an der besonderen Intensität in der hausinternen Sprachausbildung … heute ist für das Überleben in Spanien nur noch „Feintuning“ im Alltagsspanisch auf hohem Level angesagt …
Saludos — baufred —
ApfelsineTeilnehmerWunderbar, ihr habt mir jetzt viele Anregungen gegeben, ich freue mich.
Und ich werde über alles nachdenken und mich dann melden.ApfelsineTeilnehmer@ Botschaft, du hast wunderschön beschrieben welch Flair Frankreich und die Franzosen früher hatten, sogar auf mich griff die freudige Erregung über wenn der Bus mit den Franzosen kam, nur die Mütter seufzten manchmal weil es sehr schwer war, die französischen Schüler mit dem Essen zufriedenzustellen.
Ich finde auch nicht, dass ein Land erwarten kann dass der Besucher seine Sprache spricht, man kann sich verständigen wenn beide sich bemühen. Ich fand es unglaublich süß als meine Tochter mir erzählte wie sie sich während eines Spanienaufenthaltes mit Basken verständigt hatte, mit Tierlauten und mit allem möglichem.
Auch die Funktion des Lauffeuers hast du wunderschön beschrieben.
@Sud92, mit den Verbal (Peri-)Phrasen habe ich weniger Probleme, aber ich erkenne die Logik beim Indefinido und imperfecto nicht, in einfachen Fällen schon, aber nicht wenn es schwieriger wird.Viele Deutsche haben diese Probleme.
@Baufred, die politischen Verhältnisse spielen sicher eine Rolle, ich finde hier wurden viele Gründe zusammengetragen.
Was mir noch auffällt: Rein vom Gehalt her sind die französischen Lehrbücher kultivierter, in den spanischen meine ich eine gewisse Obeflächlichkeit zu sehen, positiv ist, dass Lateinamerika und die Probleme der indigenas eine große Rolle spielen, aber ansonsten könnte man den Eindruck haben, dass die Jugendlichen nur für ihren fun leben. Kino, Discos, niemals nehmen sie ein Buch in die Hand, niemals beschäftigen sie sich mit Problemen bis auf vielleicht Umweltfragen und die schon erwähnt en Probleme in Südamerika.
Auf mich wirkt die spanische Sprache sehr kraftvoll, bis heute weiß ich nicht genau, was mir daran gefällt, ich bin eher der Typ eines Stubenhockers und niemand der sich nach einem ewig blauem Himmel, Sonne und dem Meer sehnt.
Ich meine, in Spanien stecke viel mehr als nur ein Urlaubsland zu sein, in all meinen Büchern bin ich noch nicht auf wesentliche Elemente der Dichtkunst und der Literatur gestoßen- in der Beziehung ist mein Mailaustausch mit einem spanischem Lehrer sehr wertvoll. -
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