Willkommen bei Super Spanisch – Dein Weg zur Spanischkompetenz und zu allem Wissenswerten über Spanien! › Foren › Allgemeines / Otros › Privates, Klatsch & Tratsch – Cosas privadas y cotilleo › TV: Die Auswanderer; Die Rückwanderer
- Dieses Thema hat 40 Antworten sowie 14 Teilnehmer und wurde zuletzt vor vor 16 Jahren von Rocinante aktualisiert.
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Speedy_GonzalezTeilnehmer
Hallo Leute,
bestimmt hat der ein oder andere hier schon einmal eine von den beiden oben genannten Sendungen gesehen, die zurzeit immer im TV laufen. Ich hab mir die Sendung schon ein paar Mal angesehen und bekomme jedes Mal einen dicken Hals wenn ich sehe wie die Leute dort auswandern. Da gibt es zum Beispiel Familien die nach Spanien, Teneriffa, etc. auswandern ohne sich vorher auch nur ein bisschen Gedanken darum zu machen. Teilweise spricht niemand die Sprache und sie wundern sich dann warum es im Ausland nicht klappt, warum sie keinen Job bekommen oder abgezockt werden. Da Frage ich mich was sich die Leute so vorstellen… als wenn das Geld in Spanien, etc. vom Himmel fällt. Ich selber spiele auch schon seit Ewigkeiten mit dem Gedanken auszuwandern, aber mir würde es im Traum nicht einfallen diesen Schritt zu wagen bevor ich die Sprache nicht beherrsche um sicher zu gehen das ich dort auch einen Job bekomme. Aber den meisten scheint es egal zu sein. Am schlimmsten finde ich es das das keine Singles oder Pärchen sind die so etwas machen, sondern meist Eltern mit Kindern, die nehmen ihre Kinder aus den Schulen und machen sich keine Gedanken wie es dort weiter gehen soll. Dann leben sie dort ein paar Monate, bis das Geld weg ist und sie verschuldet sind und dann kommen sie zurück nach Deutschland um hier mit Hilfe vom Sozialamt wieder neu anzufangen.Ich wollte einfach mal wissen was ihr so darüber denkt. 😉
Schöne Grüße
Speedyaha38TeilnehmerHallo Speedy,
ich teile deine Meinung voll und ganz. Aber wir werden leider daran nichts ändern können. Viele vergessen einfach, dass man auch in einem Land mit Sonne und Meer arbeiten muss. Die armen Kinder!!!!!!!!!!!!!!
LG
AndreaAnonymInaktiv*lol*Da haben die wohl in der 5. Klasse im Fach Logik nicht aufgepasst. *g*
ReaTeilnehmerIch denke, dass hier viel getürkt ist. Wir haben einfach im Fernsehen einen ziemlichen Voyerismus und da werden alle Möglichkeite ausgeschöpft die Dummheiten der Menschen für alle sichtbar als Unterhaltung zu nutzen. Ich denke eigentlich sogar, dass dies bewußt gemacht wird, um so zu tun, als ob Deutschland aben doch das beste aller Länder ist. Leider gehen dabei oft die wirklich fundierten Sachen unter. Es gibt ja Leute, die ganz bewußt in ein anders Land auswandern mit bestimmten Geschäftsideen oder mit einfach einer wirklichen Liebe zu dem Land und den Leuten. Eine Bekannte von mir hat in Norwegen ein Jahr Schule gemacht und dann beschlossen dort zu studieren. Jetzt wird sie demnächst dort die Staatsbürgerschaft beantragen, weil ihr das Leben und die Mentalität dort besser gefällt. Eine andere wollte in die USA auswandern und ist erst mal für ein Jahr hin. Das wars dann auch, damit hatte sich dieser Wunsch verflüchtigt. Oder wenn eine Deutscher beschließt in Schottland deutsches Brot zu verkaufen, dann ist das auch eine gute Idee, die selbst bei mangelnder Sprachkenntnis zum Erfolg führt.
Diese Sendungen sind meiner Meinung nach zur Volksverdummung gedacht wie viele andere.-ein Glück, dass ich keinen Fernseher habe und nur im Urlaub mal reinschaue 😆
Liebe Grüße
ReaToniTeilnehmer¡Hóla a todos!
Ich muss Dich bewundern Sabine, wenn Du keinen Fernseher hast. Finde ich toll, weil ich Dir recht gebe. Was in den meisten Programmen abläuft ist einfach nur dekadent.
Das heisst nicht, dass ich garnicht fernsehe. Wie sehen nicht viel fern und wenn dann meist doch recht ausgesucht. Mit den Doku-Soaps kann ich nichts anfangen. Dann lieber spanische Sender über Satellit.
Buen domigo a Todos,
Toniaha38TeilnehmerHallo Rea, Hallo Toni,
ohne Fernseher ❓ Das kann ich mir so gar nicht vorstellen. Ich vermisse zwar den Fernseher nicht, wenn wir im Sommer draußen im Garten sitzen oder wenn wir die drei Wochen im Jahr in Urlaub sind, aber die Wintermonate ohne Fernseher ❓ (geht gar nicht). Man kann sich ja auch mal eine schöne DVD ansehen. Klar ist es auch schön ein gutes Buch zu lesen oder einen netten Abend mit Freunden zu verbringen, aber ich sehe auch ganz gerne fern.
LG
Andrea
ToniTeilnehmerHallo Andrea!
Schön mal wieder was von Dir zu lesen.
Wir sehen tatsächlich sehr wenig fern. Am meisten schaue noch ich, aber dann TV-Canarias.
Wie geht es Euch sonst? Wie war Euer Sonntag?
Saludos,
Toniaha38TeilnehmerHallo Toni,
uns geht es gut. Wir hatten an diesem Wochenende zwei Geburtstage auf die wir eingeladen waren. Außerdem viel Arbeit im Garten, aber das kennst du ja glaube ich. Das schöne Wetter muss man ja auch genießen. Wer weiß wie lange es anhält. Jetzt sitzte ich noch ein bisschen am PC und dann geht es ab in die „Falle“. Morgen früh um 6 schellt der Wecker.
Wie geht es dir? Ich entnahm aus den Gesprächen, dass du z.Zt. sehr viel arbeiten musst.
Einen netten Sonntagabend und einen schönen Wochenstart wünscht dir
Andrea
ToniTeilnehmerHallo Andrea!
Das freut mich, dass es Euch gut geht und dann auch noch zwei Geburtstagsfeiern an einem Wochenende, einfach super und wie Du schon sagt´s, das Wetter ist auch prima.
Ich habe das Wochenende auch genutzt um mich viel mit meinem Hobby zu beschäftigen und dadurch etwas abzuschalten. Ja, in der Arbeit ist es zur Zeit etwas heftig, aber das ist um diese Jahreszeit normal. Es kommen auch wieder andere Zeiten.
Te deseo una semana maravillosa y espero qué mi escribas pronto.
Un abrazo,
ToniSpeedy_GonzalezTeilnehmer@ Rea
Das es alles ein Fake sein soll, darauf wäre ich glaube ich garnicht gekommen, kann ich mir aber auch irgendwie nicht vorstellen. Aber das sie das immer ins richtige Licht stellen, so das Deutschland gut da steht, dass glaube ich auch.
@Toni
Also das du spanisches Fernsehn guckst das finde ich ja toll, dass hätte ich auch gerne, habe leider Kabel und bekomme da nur französische und englische Sender. Da ich aber auch total gerne mal spanisches TV gucken wollte habe ich eben mal nach online TV gesucht, und siehe da, hab eine Seite gefunden wo es über 180 Sender alleine aus Spanien gibt, dein TV-Canarias ist auch dabei. Dort gibt es auch noch Sender aus ganz vielen anderen Ländern (insgesamt >900 Sender). Die Seite heißt: http://www.tvgratis.tv/ Hab noch nicht getestet ob die Sender wirklich funktionieren, da ich gerade auf der Arbeit bin, aber das werde ich heute Abend mal testen.Schöne Grüße
Speedy!AnonymInaktivIch schaue inzwischen auch nur noch selten fernsehen. das war vor ein paar Jahren noch ganz anders. Bei dem ganzen Schrott, der läuft muss die Gesellschaft ja verdummen.
Ich lese lieber n gutes Buch (häufig auf Filme basierend) im Moment „Resident Evil: Extinction“AnonymInaktiv@Speedy_Gonzalez wrote:
funktioniert. Hab grad nen süßen Kinderfilm auf spanisch geschaut. Echt süß mit kleinen Katzen
AnonymInaktivDas es alles ein Fake sein soll, darauf wäre ich glaube ich garnicht gekommen, kann ich mir aber auch irgendwie nicht vorstellen. Aber das sie das immer ins richtige Licht stellen, so das Deutschland gut da steht, dass glaube ich auch.
Tja… Nun möchte ich auch mein Senf dazu geben… Ich gehe davon aus, dass vieles erfunden ist. Aus einem anderem Forum (ja, ich gehe manchmal fremd 🙂 ), erfuhr ich z.B , das eine angebliche Auswanderin (damals mit Ehemann und Kindern) ein paar Monate später einem „Traumurlaub“ als alleinerziehende Mutter verbrachte. Mag sein, dass manche Geschichten stimmen, aber ich denke, es wird viel dazu erfunden, damit die Quote stimmt.
Da ich selbst „Auswanderin/Einwanderin“ bin (und viele Auswanderer kenne), könnte ich alle mögliche Geschichten erzählen, viele mit Happy End, viele andere mit Entäuschungen und Frust.
Ich kam hierher fast ohne irgendetwas „vorbereitet“ zu haben (bis auf einen schnellen Deutschkurs) und erlebte viel Skepsis. Aber ich hatte bessere Voraussetzungen als andere Auswanderer: ich war verliebt und ich wollte hier endlich mein Wunschstudium beginnen (da es damals in meiner Heimat verboten war)
Vorbereitung ist wichtig, die Sprache ist ein wichtiges Faktor,
dennoch vor Ort geht es meistens sehr schnell (vorausgesetzt man verweilt nicht unter deutschen Residenten im Ausland) und wer ein funktionierendes Gehirn hat und eine gewise finanzielle Sicherung, für u.U vorkommenden „Notzeiten“, wird es sicher nicht leicht haben, ( hier ist es auch nicht immer leicht) aber wieso sollte keine Möglichkeit geben, sich etwas aufzubauen?Ihr habt Glück… Euch steht die EU frei und viele andere Länder freuen sich auf die „alemanes simpáticos y trabajadores“. Ihr habt es ganz leicht verglichen mit anderen Menschen… Das hört sich fast romantisch/naiv an, aber für mich das wichtigste ist: man will sich dort ein Leben aufbauen und nicht nur schnelles Geld oder schönes Wetter geniessen. Dann reicht nur ein längeres Aufenthalt z.B um die Landessprache zu erlernen und Wetter und Land kennenzulernen. Aber „auswandern“ ist ein anderes Kaliber.Eine Heimat zu verlassen ist keine leichte Sache und dazu gehört viel Mut.
cuya
PS: TV schauen? Sehr selten, fast nur noch Nachrichten o.ä, die gute Sendungen kommen immer zu spät oder zu früh. Bücher sind mir lieber, oder auch in www mit virtuellen Bekannten zu plaudern. Unser TV-Gerät wird fast nur für die Spielkonsolen bzw. zum DVD’s anschauen gebraucht , das macht mir ehrlich gesagt mehr Spaß.
ToniTeilnehmerHallo zusammen, Hallo Cuya!
Schön, dass Du wieder mit dabei bist.
Du hast völlig recht. Hier in unserem Lande geht es uns wirklich sehr gut, so gut wie sonst nirgends auf diesem Planeten. Ein guter Bekannter hat vor kurzem zu mir gesagt: „Ich weis nicht was die Menschen bei uns hier noch wollen. Wir leben zur besten Zeit am besten Ort auf dieser Welt und trotzdem sind so viele unzufrieden“
Tja, aber so ist das mit den Menschen. Die meinen, wenn sie in ein Land auswandern, dass sie vom Urlaub her kennen, kommen sie ins Paradies und sind dann ganz überrascht, dass man sich auch dort seine Brötchen hart verdienen muss.Zum TV-Schauen, Cuya, leg´ Dir doch eine kleine Schüssel und einen digitalen Receiver zu. Die Dinger sind doch gar nicht mehr teuer, ich habe auch nur so ein Billigmodell und da kann ich ausser TV-Canarias noch kubanisches Fernsehen und noch ein paar Spaniern anschauen. Aber ich sehe auch nur ganz wenig fern.
Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende!
Man liest sich,
ToniAnonymInaktivDie meinen, wenn sie in ein Land auswandern, dass sie vom Urlaub her kennen, kommen sie ins Paradies und sind dann ganz überrascht, dass man sich auch dort seine Brötchen hart verdienen muss.
Tja… Schade… Und dann meckern sie noch, dass die Dienstleistungen und Lebenstandard unter aller Kanone sind… Erstaunlich…
cuya
PS: Ich schaue in www gelegentlich ChileTV bzw. CanariasTV. Das ist für Spanisch lernenden sehr interessant, dennoch ist oft im Program genau soviel dummes Zeug wie im hiesiegen TV. Es gibt natürlich lobenswerte Ausnahmen (Arte z.B schaue ich gern)
ToniTeilnehmerHallo zusammen!
Ja, Cuya, da muss ich Dir recht geben. Auch im TV-Canarias gibt ein paar selten dumme Sendungen, wie eben überall auf der Welt, aber zum Lernen ist der Sender doch prima und wenn man dann wieder ein paar Orte sieht, an denen man schon war, kommt bei mir sofort wieder das Fernweh und ich möchte am liebsten gleich losfliegen, was natürlich leider nicht geht 😉 , aber der Herbst kommt bestimmt und dann geht`s wieder ab nach Tenerife.
Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag! ¡Hasta la proxima!
Toni
Sandra02TeilnehmerHallo zusammen,
ich wollt mich nur für den Link bedanken.Das ist echt ne super Seite.Schade,dass ich nicht schon früher davon gehört habe.Aber so hab ich endlich die Gelegenheit Spanisch zu hören.Denn auf diese Weise lernt man ja automatisch ne ganze Menge.
Also,jetzt weiß ich,wie ich den restlichen Tag verbringe 😉
Liebe Grüße,
Sandraeric111TeilnehmerZum deutschen TV oder Deutschland im allgemeinen lässt sich sagen, dass dies die typisch deutsche Kultur widerspiegelt, d.h. es ist alles soooo festgezurrt und spielraumfrei. In jeder Sendung ist mittlerweile ein Polizist oder eine Richterin anwesend, es werden Tipps gegeben, wie man’s nicht macht oder alles in Quiz verpackt. Sorry.
Ich wohn seit 8 Jahren in Málaga und hab noch keinen Tag bereut. Mittlerweilen bin ich hier verheiratet, hab eine Tochter (1) und bin superglücklich. Ich seh mich als voll integriert an, rede eigentlich privat nur Spanisch und das Leben hier so voll inhaliert. Mein Problem ist, dass ich nur so alle 2 Jahre nach Deutschland auf Familienbesuch gehe und jedes Mal erwischt mich der Kulturschock schlimmer. Wie kann man nur so leben? (falls man das als leben bezeichnen kann).
Was mir an Spanien gefällt ist, dass hier jeder macht, was einem Spass macht. Ja. Das gibt’s noch. Auch hier arbeitet man hart, viele sogar deutlich mehr als man es in Deutschland so gewohnt ist. Es gibt keine Sozialhilfe, dafür aber Familie, eine Gemeinschaftsgefühl und keinen auswuchernden Individualismus. Aber selbst beim Arbeiten sieht man die Spanier i.d.R. fröhlich und ausgeglichener. Die arbeiten und plaudern ausgelassen, können das vereinen, während man bei uns hin- und herswicht, aber nicht beides gleichzeitig macht.
Was mir auch auffällt ist, dass man in Deutschland aufgewachsen um seine Kindheit betrogen wird. Wenn ich hier in Spanien die Kinder ansehe, wie glücklich die aufwachsen, auch meine Tochter: ich beneide sie. Als Kind kann man machen, was man will, es ist nie falsch. In Deutschland bekommt man schon früh aufgedrückt, sich (als Kind) nicht kindisch zu benehmen, man hat zu funtionieren, keiner fragt wirklich was man will. Das ist hier anders.
Und genau das bemerke ich – jetzt aus gebührendem Abstand – bei meinen Deutschlandbesuchen. Die verlorene Kindheit wird dort im Erwachsensein versucht nachzuholen. Man ist neckisch, kindisch und vor allem: verunsichert. Lacht mal jemand (was in Spanien öfters vorkommt) wird gleich misstrauisch gefragt, was denn los sei. Einfach so was machen? Aus Spass? Kennt man nicht. Man führt den Hund gassi, macht Sport, schiebt den Kinderwagen lustlos vor sich hin oder hetzt zur Arbeit. Leute, die einfach mal die Strandpromenade bzw. Strasse entlang bummeln? Fehlanzeige.
Im Supermarkt macht eine neue Kasse auf. Ich ahne es und schon schiebt mir der Hintermann den Karren in die Ferse, überholt mich und lächelt noch auf die Art „ja bist du blöd, ich hab dich eingeholt“. Ja was macht der mit den gewonnenen 2 Minuten abends erschöpft auf seinem Sofa?
Auch sollte man mal Fotos schiessen und danach die Gesichter beobachten. Bei Spaniern ist da fast immer ein Lächeln auf den Lippen, ein Blick der von Lebensfreude zeugt, während Otto-Normal-Beknipster mit leeren Zombie-Augen ausgestattet ist. Nur keine Gefühle zeigen, sonst bin ich verletzlich. Ausserdem hab ich den Kopf eh grad nicht frei.
Auch geht es im Leben nur um Lebenslauf und Gelegenheiten nutzen. Ob man am Ende das will, wo man gelandet ist, egal, aber man wäre ja blöd, die Chancen nicht genutzt zu haben. Dazu kommt noch dieser Aktionismus, der Beschäftigung vorgaukelt, damit man sich später wieder vom Stress erholen kann und doch nie ans Ziel kommt, weil man alles 10x über den Haufen wirft.
Da lob ich mir dieses „sin pausa, pero sin brisa“. In den 8 Jahren bin ich jetzt 5x in Deutschland gewesen (zwischen 3 und 8 Tagen) und jedesmal hab ich es von einer völlig neuen Seite befremdend gesehen. Das erste Mal suchte ich im spanischen Wörterbuch das Wort trostlos, was mit triste nur ungefähr den Grundstimmung in Deutschlands Stätten beschreibt. Meiner Frau musste ich erklären, was meine Mutter überhaupt wollte, als sie um 22:00 Uhr meinte wir sollten auf dem Balkon nicht so laut reden. Sie meinte, das wäre ein Scherz hehe. 22:00 Uhr war dann am Folgetag auch die Uhrzeit, als der über meinem Bekannten wohnende Eigentumswohnungsbesitzer meinte, wir müssten den Grill ausmachen, weil der angeblich ins Schlafzimmer Rauch wehte. In Spanien, jedenfalls Andalusien, UN-DENK-BAR.
Deutschland ist eine Leistungsgesellschaft, schlimmer noch, eine individualisierte Statusgesellschaft. Der American Dream vom Tellerwäscher zum Millionär funktioniert in Deutschland nicht. Ein Mal Tellerwäscher gewesen und bist du negativ vorbelastet. Status ist in. Die Gespräche gehen nicht viel über „was studierst du, was arbeitest du“ hinaus. Bleibt noch Zeit übrig, redet man von anderen Verbesserungsvorschlägen, wie man Indien aus der Krise helfen würde oder man erklärt den Spaniern, dass in Deutschland alles besser ist, vergisst aber von Geflügelpest, Gammelfleisch, deutschen Pleitebanken und der hohen Neuverschuldung, die den Euro-Stabilitätspackt sprengt und nach deutschen Massstäben eigentlich zu Millardensanktionen führen müsste zu sprechen.
Auch die Herangehensweise an alles Neue ist schlicht das Gegenteil. Für einen Spanier ist erst einmal alles gut, bis das Gegenteil bewiesen ist. Der Deutsche klopft erstmal alles auf Fehler ab. Irgenwo wird er schon stecken und scheint alles gut hat man nur nicht genau hingesehen. Ist Job/Wohnung/Auto nur in Normalversion vorhanden hat man zumindest ein Rad für 1200 Euronen und eine Kaffe-Maschine für 500.
Und dieser Klimawandel-Wahn. Jeder Regentag ist unter dem statistischen Jahresmittel, einen Sonnentag drüber. Es gibt keinen Winter mehr höre ich schon seit 20 Jahren!!!! Nun war ich Ende September in Deuschland. Ich weiss ja nicht was man dort unter Winter versteht, aber es gab Nachtfrost am Stadtrand. So kalt ist es in Málaga nicht mal im Januar. Das ist wohl alles mehr Wunschdenken, als Angst. Ach ja, aber man spricht davon und schon hebt man sich als Deutscher als Status-Green ab, vergisst aber dabei wieder, dass deutsche Autobauer die wohl umweltverschmutzendsten Fahrzeuge herstellen und Grünen-Wähler statistisch mehr fliegen als alle anderen.
Deutschland gefällt den meisten Spaniern und Südamerikanern vom aussehen. Doch ist dort alles soooo ruhig, „als wie wenn eine Neutronenbombe gerade eingeschlagen hätte“, bekommt man dann als Zitat. Naja, vielleicht seh ich das extrem, aber ich muss ja auch vor meiner Stammkneipe nicht die Autotür leise zuschlagen oder werd von der Polizei am Flughafen angesprochen, ob mein schulpflichtiges Kind evtl. einen Schultag versäumt oder von kopfschüttelnden Rentnern, wenn kleine Kinder nachts um 2 am Strand buddeln, während die Eltern in der Strandkneipe sitzen und den Tag langsam ausklingen lassen.
RocinanteTeilnehmerEric, es ist ja schön, dass es dir in Malage so gut gefällt.
Aber deine Urteile über Deutschland sind sehr einseitig.
Ich könnte zu jedem Negativbeispiel in Deutschland ein Positivbeispiel nennen
und zu jedem Positivbeispiel in Spanien die Kehrseite.
Aber ich glaube, dass würde dich nicht interessieren.
Kennst du das Buch „Gebrauchsanweisung für Spanien“ von Paul Ingendaay?
Empfehlenswert für jeden, der eine zwar differenziertere, aber doch
zuweilen auch sehr liebevolle, Beschreibung der Spanier aus Sicht
eines Deutschen mag. Dort werden auch deutsche Unarten und Verbohrheit
aufgedeckt, aber nicht direkt ganz Deutschland verteufelt.
Regt zum Nachdenken an, lässt einen Schmunzeln. 🙂eric111Teilnehmer@Rocinante wrote:
Eric, es ist ja schön, dass es dir in Malage so gut gefällt.
Aber deine Urteile über Deutschland sind sehr einseitig….Wo du Recht hast, hast du Recht. Ich sag auch nicht, dass alles Gold ist, was hier glänzt (aber es glänzt wenigstens was). Ich hab dir ja auch von meinem Kulturschock berichtet. Es ist nunmal so, dass jede Gesellschaft seine Normen und Werte hat. Mit meinem damals deutschen Kopf, hab ich auch über vieles hier den Kopf geschüttelt und mein Bericht geht in die Richtung, wie ich jetzt, nach 8,5 Jahren, Deutschland sehe. Denn was diese ganzen Auswander-Sendungen usw. gemeinsam haben ist ja, dass dort weiterhin die deutschen Wertigkeiten zählen, d.h. der Erfolg des „Auswanderns“ wird dort auch nur sehr einseitig bewertet und wie schon von einem anderen Kommentator auch mit einer gewissen Schadenreude versehen.
Ziel meines Kommentares war es, unfiltriert und ohne groß politisch korrekt zu sein, einfach mal meine Meinung einzubringen, auch wenn diese mittlerweilen spanisch verfärbt ist. Über vieles, was mir in Deutschland wichtig war, kann ich heute nur noch lachen und ich würde einen Auswanderer nach Neuseeland als glücklich ansehen, auch wenn er keinen DSL-Anschluss dort hat und der nächste Deutsch sprechende Artzt 600 Kilometer entfernt wäre, wenn dieser sich dort glücklich fühlt. Ich musste mir hier in Málaga auch erstmal viel Abstreifen, kultur- und erziehungsmässig gesehen. Ich fühlte mich nie als typisch Deutscher, dennoch stieß ich an Grenzen meiner Herkunft, die ich langsam erweitern musste, weil in Spanien vieles viel lockerer gehandhabt wird, jedoch ohne dass dies gleichzeitig grenzenlos wäre, man hat jedoch mehr Spielraum in allem, die Leute sind Lockerer und fröhlicher, verlangen dies jedoch auch im Gegenzug dazu. Auch bedeuten gleiche Tatsachen bzw. Reaktionen in den beiden Ländern teilweise verschiedene „Tatbestände“, d.h. man kann ins Fettnäpfchen treten, wenn man Sachen usw. auf typisch deutsche Weise löst, ich meine, was z.B. in Deutschland ein sicheres Zeichen wäre, dass da was schief geht, dass man z.B. veräppelt wird, dass man ausgenutzt wird oder dass jemanden von einem etwas will oder auch nicht zeigt sich in Spanien und Deutschland in völlig unterschiedlicher Art und Weise.
Ich will das nicht Bewerten, nicht sagen, dass eines besser oder schlechter ist. Dennoch, wenn man wirklich „Spanisch“ lebt, d.h. es hier Alltag ist, weiß man viele Sachen zu schätzen. Und dazu gehört das Lächeln und Lachen der Spanier, dass man viele Sachen aussprechen kann, ohne damit dem anderen auf den Fuß treten zu wollen, dass unterschiedliche Meinungen auch so bestehen können und man nicht immer Konsens suchen muss, auf der anderen Seite auch nicht alles ausdiskutieren, sondern einfach sagen, ok, und fertig. Und eben auch der Umgang, wo man eben nicht schreit (im Normalfall, und wenn dann nicht mit aggressiven Unterton), seine Schlange an der Haltestelle einhält, Warten kein schlimmer Umstand ist, der eine abfällige Bemerkung rechtfertigen würde, usw. usf. Ich rede nicht vom 100%-Anteil der Bevölkerung, aber von der Tendenz.
Und die ist nunmal in Deutschland und Spanien gegenläufig. In Deutschland zählen Normen, Vorschriften, das was die anderen denken oder denken könnten. In Spanien i.d.R. nicht in diesem Ausmass. Es gibt auch Normen, Vorschriften, aber die sind nicht auf Stein gemeisselt, wobei ein Strafzettel in Spanien deutlich mehr kostet als in Deutschland, jedoch oft nicht kontrolliert wird und eben immer ein Auge zugedrückt wird, solange man sich nicht in Rage bringt. Vorfahrt wird eher dem Verkehrsfluss zuliebe gegeben, oft im genauen Gegensatz zu den Vorschriften. Der Einzelne macht, was ihm gefällt und findet seine Gruppe, wo das eben auch so ist, den Rest lässt man links liegen. Keiner sieht wegen irgendwas krumm an und wenn an der Kasse gequatscht wird ist das die Esenz des Lebens, nicht die Wartezeit dahinter, man nimmt viele Sachen nicht so persönlich, wie man dies in Deutschland tun würde.
Und da ich bisher viel Zeit am Stück in Málaga verbracht habe und nur wenige Male für kurze Zeit zurück nach Deutschland kam fällt mir der Unterschied besonders auf. Würde ich 6 Monate in Deutschland leben, würde ich das wahrscheinlich auch wieder als normal ansehen, so jedoch nicht, und man stellt fest, dass dort ein leicht beschwingtes Leben durch Wetter, Kultur, „die Anderen“ usw. eigentlich unmöglich ist. Auch das mit der Aussage, dass die Deutschen generell (im Vergleich zu den Spaniern) verunsichert sind hab ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Ich meine damit nicht, dass dies einen in Deutschland lebenden, der noch nie für längere Zeit in einer anderen Kultur gelebt hat, auffallen würde. Diese Verunsicherung zeigt sich nicht einfach so, sondern in der Überreaktion auf vieles. Man lebt gezügelt und bricht bei Sachen aus sich heraus, die eigentlich keinen Anlass dazu lieferten, um eben seine Verletzlichkeit zu verbergen. Dazu gibt es auch viele Tabus, über die Deutsche nicht reden. Auf der anderen Seite gibt es eine ständige „Nacherziehung“ von Leuten, die meinen einen Defekt bzw. Verstoss entdeckt zu haben. Mir ist das früher auch nicht aufgefallen. Aber in einer Kultur lebend, wo jeder doch eher das macht, was ihm gefällt und man sich nicht in die Sachen anderer einmischt, merkt man einen krassen Unterschied.
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