Jeder, der eine Fremdsprache lernt, hat eine große Aufgabe vor sich. Das ist soweit auch jedem bewusst, doch was das im Detail bedeutet, das wird erst mit der Zeit klar. Auf zwei Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Spanischen soll heute an dieser Stelle jedoch näher eingegangen werden.
Das erste Beispiel bezieht sich auf Geld. In Deutschland wird Geld verdient. Wer Geld aus einer Lotterie oder dem Glücksspiel bezieht, der gewinnt Geld. Das weiß in Deutschland jedes Kind. Doch nun sind wir in Spanien. Hier heißt es: „ganar dinero“, dabei macht es keinen Unterschied, ob Sie das Geld verdienen oder beim Glücksspiel gewinnen. In beiden Fällen wird das gleiche Verb benutzt. Nun blättern Sie im Wörterbuch, um einem Spanier zu erklären, dass Sie Geld mit Ihrer Arbeit verdienen. Das ist nicht einfach, Sie müssen dann dem Spanier erklären, dass man in Deutschland einen Unterschied macht, zwischen der Art und Weise, wie man das Geld erhält, das heißt, einmal im Austausch gegen Arbeit und das andere Mal durch Zufall oder Glück, aber sicher ohne etwas getan zu haben.
Darin zeigt sich ein erheblicher Unterschied in der Sicht auf die Umwelt. Während im Deutschen Aktivität gefordert wird, vermittelt die spanische Sprache den Eindruck, dass Arbeit und Anstrengung nicht zwangsläufig zu materiellem Erfolg führt. Oder besser mehr noch, Erfolg ist nicht an Taten gebunden, sondern Zufall. Die Sprache konstatiert hier, die Mentalitäten und Auffassungen zweier Länder, die durch starke Gegensätze geprägt sind. Allein dieses Beispiel aus dem Sprachalltag verdeutlicht ganz eindrücklich die kulturellen Unterschiede, die es zwischen Spanien und Deutschland gibt. Die Sprache vermag sie zu verstecken, aber auch sie aufzudecken.
Ein weiteres Beispiel ist das Deutsche: Mach’s gut! Übersetzt man diesen Ausspruch ins Spanische, heißt es schlicht: ¡Adiós! ¡Buena suerte! Oder: ¡Que te vaya bien! Sehen Sie den Unterschied? Das Deutsche ist wieder wesentlich aktiver, man soll etwas tun, damit es einem gut geht. Oder man versteht es so, dass man etwas gut erledigen soll. Im Deutschen wird also wieder ein Bemühen gefordert und erwartet. Jedoch fehlt dieser aktiv teilhabende Teil im Spanischen erneut. Es ist schlicht eine Formel, die der Verabschiedung dient. Oder aber man benutzt es um Glück zu wünschen, Glück hat man, das kann man nicht beeinflussen.
Es erstaunt, wie passiv erduldend die spanische Sprache ist, das Deutsche dagegen fordert Aktivität. Einige sprachliche Unterschiede sind ausreichend, um die Mentalität der Sprecher darzulegen. Erstaunlich.